Und des geht weiter – erneute Zinserhöhung

Und es geht weiter - erneute Zinserhöhung!

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins erneut erhöht – um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Betroffen ist, wer ein neues Darlehen braucht oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich in der Regel nichts.

Mit der mittlerweile siebten Zinserhöhung will die Europäische Zentralbank (EZB) die hartnäckig hohe Inflation im Euroraum in den Griff bekommen. Der EZB-Rat hat am 4. Mai eine weitere Anhebung des Leitzinses – zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können – um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent beschlossen.

Damit wurde das Tempo bei der mittlerweile siebten Erhöhung seit Juli 2022 leicht gedrosselt, nachdem es zuvor drei Mal im Folge um 0,5 Punkte nach oben gegangen ist. Zugleich stellte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Frankfurt am Main klar: „Wir pausieren nicht. Wir wissen, dass wir noch Boden gutzumachen haben.“ Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,25 Prozent Zinsen.

Tausende Euro Mehrkosten bei der Baufinanzierung

Bauherren kriegen die gestiegenen Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, deutlich zu spüren. Zuletzt gab es zwar einen leichten Rückgang. Nach Einschätzung des Vergleichsportals Check24 wird der Zinssatz für zehnjährige Baufinanzierungen in den kommenden Monaten aber wieder Richtung vier Prozent oder darüber hinaus gehen. Das würde Tausende Euro Mehrkosten bedeuten.

Bei einer Baufinanzierung von 400.000 Euro und einem Durchschnittszinssatz von 3,31 Prozent jährlich (Stichtag 1. Mai) entstehen Zinskosten von 117.982 Euro bis zum Ende der zehnjährigen Bindung, rechnet Check24 vor. Die monatliche Rate liegt bei 1.770 Euro. Sollte der Zins auf 4,5 Prozent steigen, würde das zusätzliche Mehrkosten von 41.593 Euro und eine um 397 Euro höhere Monatsrate bedeuten.

Höhere Zinsen treffen alle, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich in der Regel nichts.

EZB will weiter an der Zinsschraube drehen

Der EZB-Rat hatte bei seiner Sitzung am 21.7.2022 erstmals nach elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben: von null auf 0,5 Prozent. Die zweite Erhöhung folgte am 8.9.2022 – erstmals in der Geschichte der Notenbank um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Am 27.10.2022 wurde die dritte Zinserhöhung von 1,25 auf zwei Prozent (erneut 0,75 Prozentpunkte) verkündet. Die vierte Zinsanhebung lag noch bei plus 0,5 Punkten und wirkte zum 21.12.2022: Es ging auf 2,5 Prozent nach oben. Am 8.2.2023 folgte die zweite 0,5-Prozent-Punkte-Steigerung, in der sechsten Runde am 16.3.2023 gab es eine dritte Anhebung um einen halben Prozentpunkt.

„Im Euroraum gibt es noch einen oder zwei weitere Schritte, dann ist erstmal Pause“, schätzte Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater nach der siebten EZB-Leitzinserhöhung am 4.5.2023 um 0,25 Prozentpunkte auf nun 3,75 Prozent. Erst gegen Jahresende werde sich zeigen, ob es mit den Zinsen weiter nach oben gehen werde: „Dann ist es besser einschätzbar, ob das Zinsmedikament gegen die hohe Inflation anschlägt.“

Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. In Deutschland lag die Inflationsrate im April 2023 laut Statistischem Bundesamt bei 7,2 Prozent. Vor allem die hohen Energie- und Lebensmittelpreise heizen die Teuerung an. Die EZB-Experten gehen derzeit von einer durchschnittlichen Inflation von 5,3 Prozent für 2023, 2,9 Prozent für 2024 und 2,1 Prozent für 2025 aus.

Keine Trendwende bei Bauzinsen erwartet

3,5 bis vier Prozent: So lautet das neue Normal bei den Bauzinsen. Zu diesem Fazit kommt der Baufinanzierungsvermittler Interhyp AG im neuesten Zinsbericht für Mai 2023. Die Geldpolitik werde auf absehbare Zeit gestrafft bleiben, aauch wenn ein Ende der Leitzinserhöhungen wahrscheinlicher wird, kommentierte Interhyp-Vorständin Mirjam Mohr die jüngste EZB-Entscheidung. Mit spürbar sinkenden Konditionen sollten Kreditinteressenten aber vorerst nicht rechnen.

Das Bauzins-Trendbarometer, für das Interhyp monatlich Experten befragt, kommt zu einem ähnlichen Schluss. Am wahrscheinlichsten sind demnach auf absehbare Zeit schwankende Konditionen. Von einer Zinswende könne auch im Mai 2023 noch keine Rede sein. Mohr wies noch darauf hin, dass die Sorgen um die Finanzstabilität jederzeit wieder aufflammen könnten, was erneut starke Auswirkungen auf die Rendite der deutschen Bundesanleihen hätte, die seit Jahresbeginn zwischen zwei und 2,7 Prozent pendeln und neben den Leitzinsen eine wichtige Benchmark für Baukredite sind. Im April haben sich die Konditionen für zehnjährige Baudarlehen in einem Korridor von etwa 3,7 bis 3,9 Prozent seitwärts bewegt.

Für Immobilieninteressenten gibt es Mohr zufolge derzeit keinen Grund zu warten. Im Gegenteil: Wegen des Wohnraummangels steigen die Mieten und aktuell sei das Angebot an Eigentumswohnungen und Häusern so groß wie seit Jahren nicht mehr, und das bei sinkenden Kaufpreisen. „Dieses neue Normal eröffnet durchaus Einstiegschancen“, meint die Interhyp-Expertin.

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dpa

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